60 Jahre Autobahneröffnung

Eine Straße mit Nebenwirkungen
60 Jahre Autobahneröffnung Amstetten bis Pöchlarn

Die Autobahnen mit der Eins sind meist die ersten geplanten, gebauten und wichtigsten Straßenverbindungen zwischen großen Städten und sind wie Lebensadern. Durch Bergland geht die A1 von West nach Ost und verbindet die Landeshauptstädte Salzburg, Linz, St. Pölten und Wien. Seit der Ostöffnung im Jahr 1989 ist die Westautobahn eine der wichtigsten Transitrouten nach Osteuropa geworden. Bei der Eröffnung des Teilabschnittes Amstetten-Ost bis Pöchlarn am 16. Dezember 1961 war die Dimension dieser Verkehrsverbindung, wie wir sie heute erleben, nicht vorzustellen. Drei Spuren in jede Richtung und auch das wird an manchen (Frei-) Tagen schon wieder zu wenig. Ein kleiner Crash im Rückreiseverkehr und die Blechlawine kommt für kurze Zeit zum Stillstand.

Geschichte
Die wichtige Verkehrsrelation zwischen Salzburg und Wien, die lange Zeit durch die römische Reichsstraße südlich des Limes abgedeckt wurde, später als Reichsstraße und ab 1921 als Bundesstraße geführt wurde, orientierte sich oftmals an lokalen Verkehrsbedürfnissen und verlief durch viele Ortskerne, weshalb ein Neukonzeption notwendig wurde.

Der erste schon während des Zweiten Weltkriegs im Rahmen der Reichsautobahn gebaute Abschnitt reicht von der deutschen Grenze bis Salzburg-Mitte. Der letzte Bauabschnitt befindet sich im Wienerwald zwischen Pressbaum und Wien und wurde 1966 eröffnet. Am 12. Mai 1967 folgte der Lückenschluss zwischen Amstetten-West und Amstetten-Ost.     

An die Eröffnung am 16. Dezember 1961 kann sich Anrainer Franz Mayerhofer noch sehr gut erinnern: „Es hat geschneit und es wurde gesandelt. Zuerst ist die Polizei gefahren, dann ist lang nichts gekommen. Anschließend sind die Regierungswägen gefahren. Die ersten Jahre waren sehr ruhig, da haben wir die Seitenstreifen gemäht und mit dem Traktor auf der Autobahn umgedreht.“ *)

Eine wirtschaftliche Basis für Bergland

Die wirtschaftlichen Nebenwirkungen waren für die Gemeinde Bergland in den 60 Jahren deutlich spürbar. Das Rasthaus als erster, großer Abgabenlieferant, steigende Arbeitsplätze und auch die Grundstückspreise sind entsprechend über die Jahre gestiegen. Die Ansiedlung von Betrieben ist in Bergland bis heute nicht abgerissen und eine gute finanzielle Basis. Auf der anderen Seite ist die Verkehrslawine auch ein Fass ohne Boden, wenn es um Begleitmaßnahmen wie Lärmschutz und Infrastruktur geht. 

Der langjährige Amtsleiter AR. Karl Pabst begleitete die Projekte seitens der Gemeinde: „Die Gemeinde Bergland hat daher zur Entlastung Lärmschutzwände und Schutzwälle mit einer Summe von ca. 700.000 Euro gebaut. 

So wichtig Verkehrswege wie die Autobahn für eine schnelle Anbindung an diverse Berufsstandorte auch sind, die veränderte Lärmsituation belastet die angrenzende Bevölkerung massiv!“ 

Wildunfälle nicht mehr verantwortbar

Der steigende Verkehr verursachte vermehrt Wildunfälle, die mit Zäunen in den 90er Jahren entlang der Autobahn wieder reduziert werden konnten. Zäune zum Schutz wurden zu Barrieren und so folgte der nächste Schritt, eine Grünbrücke: Bei Kilometer 98 wurde 2015 das 4,1 Millionen teure Objekt eröffnet und wird von den Wildtieren mittlerweile gut angenommen, wie ein fünfjähriges Monitoring der ASFINAG bestätigt.

Verkehrszuwachs in unvorstellbare Dimension

Es ist schwierig sich den Verkehr, der täglich durch Bergland rollt, vorzustellen. In Zahlen war der Höhepunkt im Jahr 2017 von Montag bis Sonntag im Durchschnitt 66.311 Kraftfahrzeuge in 24 Stunden unterwegs. Auf das Jahr hochgerechnet reden wir hier von knapp 25 Millionen Fahrzeuge. Die Verkehrszunahme von 1971 bis 2017 liegen ungefähr bei 270 Prozent. Durch die Pandemie und den mehreren Lockdowns weichen die Zahlen in den letzten Jahren entsprechend ab. 

Zukunft an der Autobahn? 

Eine Prognose für die weitere Verkehrsentwicklung ist nicht ganz einfach, jedoch sollte der Zenit laut VCÖ – Mobilität mit Zukunft schon überschritten worden sein: „Die Klimaziele im Verkehr sind nur erreichbar, wenn künftig der Pkw- und Lkw-Verkehr reduziert wird. Für die Anrainerinnen und Anrainer der Westautobahn würde das weniger Lärm und weniger Abgasbelastung bedeuten. Damit dieses Ziel erreicht wird, braucht es aber auch entsprechende Maßnahmen, wie verstärkter Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und Verlagerung von Gütertransporten von der Straße auf die Schiene“, stellt Christian Gratzer, der Sprecher der Mobilitätsorganisation VCÖ fest. Also ist die Politik gefordert mit entsprechenden Maßnahmen ihre eigenen Klimaziele zu erreichen. 

Die Bergländerinnen und Bergländer haben über Jahrzehnte gelernt mit den Nebenwirken der Autobahn A1 zu leben, einer der wichtigsten Lebensadern im Verkehrsnetz Österreichs.

Bericht Alfred Luger, BhW Bergland

Fotorechte: Franz Mayrhofer *) Zitat - Zeitzeugenstammtisch 2013, Lachgut 


Weitere Fotos finden Sie in der Topothek: https://petzenkirchen-bergland.topothek.at/

Verkehrszählung der ASFINAG: https://www.asfinag.at/verkehr-sicherheit/verkehrszahlung/

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